literature

Die Rettung des Eises-Part 2:Ein unerwarteter Gast

Deviation Actions

Sela01's avatar
By
Published:
294 Views

Literature Text

2.

Sein Weg war weit und unbequem. Er vermisste die Kälte seiner Heimat, das Eis unter seinen nackten Füßen und die Schnee vor sich hertreibenden Winde, die einen des Nachts schier das Blut in den Adern gefrieren lassen konnten. Seine Heimat, in die er hoffentlich bald zurückkehren konnte.
Doch bis dahin war es noch ein viel zu weiter Weg. Einer, der sein Gefährt über holprige Steinstraßen führte, durch schattige Wälder und zwischen Felder und Wiesen hindurch.
Der Wind kühlte seine Haut und er getraute sich seine Kapuze herunter zu nehmen, wenn er sich sicher sein konnte, dass niemand in der Nähe war.
Ein Pinguin alleine auf einem fahrenden Wagen war ein so ungewöhnlicher Anblick, dass er vorsichtig sein musste. Aufmerksamkeit war das Letzte was er gebrauchen konnte. Weder wollte er überfallen, noch anderweitig aufgehalten werden. Die wenigsten Menschen dieses Landes wussten überhaupt, dass Pinguine mehr Kultur und Technik besaßen, als man ihnen gemeinhin zusprach. So sollte es aber auch aus Sicht der Pinguinkolonien bleiben. Je weniger sie als Bedrohung gesehen wurden, desto besser konnten sie ihre Pläne verwirklichen.
Techniker Pike hasste am meisten, dass sie für viele der benötigten Teile Handel treiben mussten. Es machte sie abhängig von den Menschen.
Sie hatten in ihrer Heimat alles was sie zum leben brauchten, doch Bodenschätze fehlten ihnen fast völlig. So waren sie auf Lieferungen von außen angewiesen, denn ohne Stahl und Bronze konnten sie keine einzige ihrer Maschinen bauen, die sie so sorgfältig auf Papier skizzierten.
Doch seit die Zerstörung immer weiter fortschritt, war es wichtiger denn je geworden diesen Handel aufrecht zu erhalten.
Ihr Lebensraum wurde zunehmend kleiner.
Das ewige Eis schmolz, Gletscher stürzten ein und ihr Gebiet schrumpfte immer weiter.
Es waren die neu entdeckten Techniken, welche diese Zerstörung verursachten. Die neuen Fabriken und fahrenden Fahrzeuge.
Ihr Volk würde mit denen der Bären und Seelöwen - wesentlich unterentwickelter als sie selbst- aussterben.
Vielleicht würden sie einige von ihnen retten, diese Menschen, sobald sie verstanden was sie taten und sie in abgesteckten Bereichen am Leben erhalten. Ein Leben in Gefangenschaft und letztendlich doch nur auf Zeit.
Doch so weit würde es nicht kommen.
Die Technik, die sie zerstörte, würde ihre Rettung sein. Natürlich waren Opfer in der Welt der Menschen nicht auszuschließen, doch hatten sich diese jemals Gedanken um sie gemacht? Um das Leben an den Polen, die doch so sehr auf das Eis angewiesen waren, auf dem sie lebten?
Oder hatten sie sich Gedanken gemacht, was sie anrichteten, als sie begannen immer mehr Fisch aus den Meeren zu holen und diesen mit Müll zu ersetzen?
Pike war nicht der Meinung, dass auch nur ein Pinguin darüber nachdenken musste, was mit Menschen geschah.
Die Pinguinkolonien hatten beschlossen das Klima zu ändern um ihren Lebensraum zu erhalten und zu stabilisieren, vielleicht sogar etwas auszubreiten. Nachdem Technik es ihnen gestattete länger und zahlreicher zu überleben, war absehbar, dass der Raum der ihnen momentan zur Verfügung stand, eines Tages nicht mehr reichen würde.
Für die Pinguine im Süden, welche an die Sonne gewöhnt waren, musste natürlich eine zusätzliche Lösung gefunden werden. Diese Brüder und Schwestern hatten sie bei ihren Plänen nicht vergessen. Die Kolonien standen im steten Kontakt zueinander und tauschten ihre neuesten Erkenntnisse aus.

Als es sich dem Abend zuneigte stieg er von seinem Wagen und setzte sich auf dem Boden.
Unter dem Wagen hatte er eine Kühleinheit untergebracht um seinen Fisch für die Reise zu lagern. Pike konnte, wie alle Pinguine, viel Fisch im Magen lagern und damit lange Zeit überleben, doch er bevorzugte den Luxus einigermaßen frischen Fisch dabei zu haben und jeden Abend einen essen zu können. Hungrig schlang er diesen herunter.
Dann kramte er aus seinem Umhang ein kleines Kästchen heraus und öffnete es. Darin lag ein rot glitzernder Stein. Das teuerste Element ihrer Maschine, voller Energie und Magie.
Mit einer Lupe untersuchte er ihn noch einmal sehr genau. Hätte er nur einen Kratzer, oder auch nur einen Riss, wäre die Arbeit von Jahrzehnten vergebens gewesen. Kleine tanzende Lichtpunkte, ein warmes Strahlen, eine makellose Oberfläche. Zum Glück. Ihm war bei all dem was geschehen war nichts passiert.
Erleichtert seufzte Pike auf.
Dann hüllte er den Stein wieder in den dünnen Stoff ein und verstaute ihn wieder ordentlich in dem kleinen Kästchen. Die Lupe entfernte er von seinem Auge und legte auch diese gewissenhaft weg, damit sie nicht kaputt ginge, auf der weiteren Reise.
Er watschelte an seine gewohnte Stelle in der Nähe der Ladefläche, blieb dort stehen und schloss die Augen.
Er war so müde.

Als er erwachte war es noch kühler Morgen. Die Sonne kroch gerade erst langsam über den Horizont und schickte ihre ersten Strahlen über das Land. Er liebte die Farben des Himmels.
Umständlich setzte er sich wieder in sein Gefährt und fuhr los.
Da hörte er es.
Eine Art Wimmern, welches er in dieser Art noch nie gehört hatte.
Pike ließ seinen Wagen irritiert wieder zur Ruhe kommen.
Es wiederholte sich und er verließ seinen Platz am Steuer, um hinten auf der Ladefläche nachzuschauen. Die einzig logische Quelle dieses Geräuschs.
Als er die Abdeckung entfernt hatte, schaute er mit großen Augen auf die Decken vor sich.
Fein säuberlich waren die bestellten Waren zur Seite geräumt worden um Platz für diese zu schaffen.
Unter ihnen sah er etwas, das sich im Rhythmus seines Atems auf und nieder bewegte.
Pike stubste es an.
Es bewegte sich widerwillig, leise stöhnend und blonde Haare wurden unter der Decke sichtbar.
Ein Kind.
Geschockt schaute er auf die Gestalt herunter.
Dann öffnete es die Augen und schaute ihn erschrocken an. Es wich vor ihm zurück, stieß klirrend gegen die Kolben und Zahnräder.
Für einige Sekunden sahen sie sich schweigend an.

"Wie... kamt Ihr hier herein?"
"Ich... weiß es nicht. Ich habe geschlafen."
Verwirrt schaute er sie an. Ihm war nicht bekannt, dass Menschen nicht mehr wussten was sie taten, wenn sie schliefen. Genau genommen war er der festen Überzeugung gewesen, dass sie schlafend zu gar keiner Handlung mehr fähig waren.
"Wo sind Mama und Papa?" fragte sie plötzlich panisch und versuchte an ihn vorbei zu stürmen.
Überrumpelt ließ er sich zur Seite schieben und beobachtete, wie sie sich umsah.
"Wieso habt Ihr mich mitgenommen? Wartet bis sie Euch fassen!" rief sie wütend und Pike schüttelte den Kopf.
"Ich habe keinerlei Verwendung für Euch. Ihr könnt jederzeit gehen."
Mit diesen Worten drehte er sich um und ließ das Mädchen zurück. Vielleicht waren es sogar ihre eigenen Eltern gewesen, die sich ihr hatten entledigen wollen und warum nicht bei einem einsamen Reisenden abgeben? Immerhin hatte er einen Wagen, etwas dass die wenigsten Menschen hatten und wenn, dann besaßen sie Geld.
Eine merkwürdige Verkettung von Ereignissen, von denen er nicht einmal ansatzweise ein Teil sein wollte.
Plötzlich tauchte sie wieder neben ihm auf.
"Was willst du?" meinte er nun schon etwas unhöflicher.
"Ich weiß nicht wohin", erwiderte sie leise und setzte sich neben ihn.
"Du kannst nicht mit", stellte er ruhig klar. "Geh zurück nach Hause, oder sonst wo hin."
Mit Tränen in den Augen sah sie ihn an und er wusste was diese bedeuteten. "Ich... weiß nicht wo das ist", flüsterte sie leise und er seufzte.
"Ich nehme dich mit bis zu nächsten Stadt. Danach solltest du schauen wie du alleine zurecht kommst."
Etwas betreten schaute sie zu Boden.
"Ich wusste nicht, dass Pinguine so reisen", meinte sie vorsichtig.
Pike schaute stur geradeaus.
"Mein Name ist Pike."
Sie nickte.
"Ich bin Magda", antwortete sie ohne zu zeigen, dass ihr seine Stimme fremd war. Wenn er darüber nachdachte, hatte sie nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als sie ihn das erste Mal hatte sprechen hören.
Ein merkwürdiges, kleines Mädchen.
Huhu!

Hier also der zweite Teil meiner Pinguingeschichte :)
Mit diesen habt ihr dann auch die beiden Hauptpersonen kennengelernt und ich hoffe ihr habt es gerne gelesen! :)

*winkt*
Comments11
Join the community to add your comment. Already a deviant? Log In
RaikaiRan's avatar
also der Anfang hat mir schon sehr gut gefallen und die Sache mit den Pinguinen ist wirklich interessant zu lesen.
Besonders gefällt es mir, dass du die Pinguine als intelligente Wesen - dem Menschen gleich - darstellt. Da bekommt man
unglaublich Lust einfach nur weiterzulesen, weil man wissen möchte, was jetzt  noch mit den Tieren kommen wird.

Die Beschreibung des Kristalls ist der besonders gut gelungen. Ich glaube das Kind wird in deiner Geschichte noch eine wichtig Rolle spielen, oder? Bisher liest es sich sehr interessant und spannend ^^